EIN KLEINES JAGDLIED
Kurzfilm 27 Minuten
Als ein Wolf und zwei rivalisierende Kamerateams in ein oberbayerisches Dorf einfallen, müssen ein idealistischer Förster und eine resolute Jägerin ihre erbitterte Feindschaft überwinden, um ihr Idyll vor einer medialen Treibjagd zu retten.

Helmut Dietl hat Bayern mal als ein Land voll „aggressiver Gemütlichkeit und wohltuender Fadheit“ beschrieben. Blaue Hügel, grüne Wälder, wilde Flüsse und ruhige Seen. Am Horizont präsentiert sich das ferne Alpenpanorama, und in den Städten trinkt die Schickeria ebenso viel Weißbier wie Aperol Spritz.
Irgendwo da draußen dreht das Regionalfernsehen eine Reportage über den zugezogenen Förster Emil. Er ist grün, er ist, soweit es die ländliche Region erlaubt, links, er ist progressiv. Doch auch die eher mürrische und dennoch charmante Jägerin Hilde hat ein Kamerateam. Drei Berliner Filmstudierende, die in Hilde eine wichtige feministische Heldenfigur für ihren verkünstelten Dokumentarfilm suchen, weichen ihr nicht von der Seite.

Hilde und die Filmstudierenden sind sich anfangs genauso fremd wie Emil und das Rundfunk Team. Treffen die Crews aufeinander, so bringt das fast immer Streit mit sich. Nicht nur Hilde und Emil zanken sich, sondern auch die Kamerateams laufen sich gegenseitig ins Bild und werfen sich Beleidigungen an den Kopf.
Doch die anfangs vielversprechenden Streitereien verpuffen wieder. Abgesehen davon passiert im Dorf nicht viel. Dem Rundfunk gelingt es so gut wie gar nicht, den Förster bei seiner Arbeit einzufangen und Hilde hat überhaupt kein Interesse daran, sich als Heldenfigur für den überambitionierten Nachwuchsregisseur aufzuspielen.

Um eine sexy Story aus dem faden Material rauszuquetschen, helfen die Kamerateams also ein bisschen nach. Der Konflikt zwischen Hilde und Emil wird wieder aufgefächert, weitet sich aus und droht zu eskalieren.
In diesem Konflikt geht es nicht nur um die absurden Welten der Jagd und der Forstwirtschaft. Es geht um einen Konflikt unterschiedlicher Generationen, die Gegensätzlichkeit von traditionell und progressiv, die Rivalität zwischen Stadt und Land und die ästhetische sowie die stilistische Diskrepanz zwischen Fernsehreportagen und Hochschul-Dokumentationen.


VISUELLES KONZEPT
Der Film stellt die idiosynkratischen Perspektiven der zwei Filmcrews einander gegenüber. Während das Reportageteam im informations-basierten TV-Stil die Schulterkamera schwenkt, verkünsteln sich die Berliner Filmstudierenden in liebevoller Bildkomposition und aufwändigen Lichtkonzepten. Die einen rennen noch kurz ins Bild, um die Blumenvase zurechtzurücken, die anderen halten einfach drauf, wenn etwas passiert. Schließlich enthüllt eine Drittkamera die Bühne, auf der die beiden Kamerateams unentwegt ihre Geschichte inszenieren und entblößt in weiten statischen Aufnahmen die Dynamik hinter den Kameras.


Drehbuch & Regie: Leon Stanislawski
Produktion: Lisa Sophie Mattern, Leon Stanislawski
Kamera: Victoria Bergmann, Imke Grünewald Francia
1st AC: Hannah Kähler
Licht: Johannes Luke Schneider
Sound Department: Georg von Stein, Jamila Schamanek, Johann Vock
Produktionsassistenz: Kathrin Hassel, Aron Blazevic

UNTERSTÜTZER*INNEN:




